Gas kostet so viel wie nie zuvor – und wird damit zu einer finanziellen Belastungsprobe für viele Haushalte. Erfahren Sie hier, welche Entwicklung der Gaspreis zuletzt genommen hat, was die aktuellen Preistreiber sind und mit welchen Entlastungen Sie 2023 rechnen können. Außerdem zeigen wir Ihnen, worauf Sie bei einem Wechsel Ihres Gasanbieters achten können und geben Ihnen Tipps zum Energiesparen.

 

Aktueller Gaspreis – erheblicher Anstieg im Vergleich zum Vorjahr

Zum Jahreswechsel 2022 / 2023 kostet Erdgas rund 20 Cent pro Kilowattstunde. Endverbraucher, die neue Verträge mit ihrem Gaslieferanten abschließen (müssen), zahlen bereits deutlich höhere Preise als noch Kunden mit bestehenden Verträgen. Rückblickend haben sich die Preise für Erdgas in weniger als zwei Jahren nahezu verdreifacht. Ursprünglich lag der Preis für Erdgas über viele Jahre konstant bei rund 6 bis 7 Cent pro Kilowattstunde.

Damit ist Erdgas momentan der zweitteuerste Brennstoff in Deutschland. Nur Strom ist mit aktuell rund 40 bis 45 Cent pro Kilowattstunde noch teurer. Die Preise für Heizöl und Pellets sind zuletzt auch gestiegen, jedoch nicht in dem Ausmaß wie bei Strom und Gas.

Preise für Gas, Heizöl und Pellets im Vergleich | Stand November 2022 | Bildquelle: © Deutsches Pelletinstitut GmbH

Um die stark gestiegenden Heizkosten mit einer Gasheizung etwas abzufedern, hat die Bundesregierung einige Entlastungspakete beschlossen. Zunächst wird im Dezember 2022 für alle Haushalte der Monatsabschlag der Gasrechnung übernommen. Im Frühjahr 2023 folgt dann die Gaspreisbremse. Haushalte erhalten für 80 % ihres üblichen Verbrauchs fortan Erdgas zu einem ermäßigten Preis von 12 Cent pro Kilowattstunde. Diese Ermäßigung gilt zunächst bis Frühjahr 2024. Darüber hinaus hat die Bundesregierung vorübergehend die Mehrwertsteuer auf Erdgas von 19 % auf 7 % gesenkt sowie die Erhöhung der CO2-Steuer für 2023 ausgesetzt.

 

Wie setzt sich der Gaspreis zusammen?

Für Endverbraucher ist der Gaspreis zunächst die Summe, die am Ende des Abrechnungszeitraums berechnet wird. Doch diese hat verschiedene Anteile, deren Zusammensetzung je nach Gastarif unterschiedlich sein kann. Die folgende Tabelle gibt einen aktuellen Überblick inkl. Beispielrechnung:

Bestandteile des Gaspreises 2022 / 2023 Anteil in Prozent

Anteil in Euro (bei 20 Cent / kWh)

1. Gasbeschaffung & Vertrieb ca. 61 % ca. 12,2 Cent / kWh
2. Netzentgelte

(inkl. Messung, Abrechnung und Messstellenbetrieb)

ca. 17 % ca. 3,4 Cent / kWh
3. Steuern und Abgaben inkl. CO2 Steuer
ca. 22 % ca. 4,4 Cent / kWh

Quelle: Verivox

Zuletzt ergaben sich in allen drei Preisbestandteilen wesentliche Veränderungen, die zu einem deutlich gestiegenen Gaspreis führten. Neben der Einführung der CO2-Abgabe wurden auch die Netzentgelte in vielen Bereichen erhöht. Hinzu kam ein erheblicher Anstieg der Großhandelspreise für Erdgas aufgrund des Ukraine Krieges, der sich bei vielen Kunden in der Abrechnungsperiode 2023 bemerkbar machen wird.

 

1. Großhandelspreise erreichen neue Höchststände

Die Großhandelspreise sind aktuell der stärkste Preistreiber beim Erdgas. Hervorgerufen durch die momentane Energiekrise in Europa müssen Gasversorger Erdgas zu deutlich gestiegenen Preisen auf den Gasmärkten einkaufen. Das heißt, die Beschaffung von Erdgas macht das Heizen mit Gas aktuell so teuer.

Seit Russland infolge des Ukraine Krieges die Gaslieferungen an Deutschland und Europa weitestgehend eingestellt hat, ist zu wenig Gas auf dem europäischen Markt im Angebot, was die Preise in die Höhe treibt. Wie die Märkte auf das knapp gewordene Angebot reagierten, zeigen deutlich die zwei Preisausschläge im Jahresverlauf 2022. Ende Februar / Anfang März begann der Krieg in der Ukraine. Ende August zeichnete sich ab, dass Russland seine Gaslieferungen einstellen würde.

Entwicklung der Großhandelspreise für Erdgas in Deutschland 2022. Die orange Linie kennzeichnet die Preisentwicklung für kurzfristig gehandeltes Gas für den Folgetag am Spotmarkt. Die blaue Linie zeigt die Preisentwicklung für langfristig gehandeltes Gas am Terminmarkt für den Folgemonat. | Datenquelle: European Energy Exchange (EEX) / Bundesnetzagentur
Entwicklung der Großhandelspreise für Erdgas in Deutschland 2022. Die orange Linie kennzeichnet die Preisentwicklung für kurzfristig gehandeltes Gas für den Folgetag am Spotmarkt. Die blaue Linie zeigt die Preisentwicklung für langfristig gehandeltes Gas am Terminmarkt für den Folgemonat. | Datenquelle: European Energy Exchange (EEX) / Bundesnetzagentur

Für 2023 rechnen Experten zunächst nicht mit einer Entspannung der Großhandelspreise. Bis in Frühjahr hinein werden Preise um die 130 Euro pro Megawattstunde erwartet. Ursprünglich lag der Großhandelspreis für Erdgas über viele Jahre konstant bei rund 10 bis 20 Euro pro Megawattstunde.

 

2. Höhere Netzentgelte führen zu steigenden Gaspreisen

Preistreibend wirken 2023 zusätzlich die Netzentgelte. Denn die Gebühren, die Gasnetzbetreiber für Wartungs- und Ausbauarbeiten am Gasnetz erheben, steigen bundesweit im Durchschnitt um rund 10 Prozent, wie das Vergleichsportal Check24 ermittelt hat. Am stärksten betroffen sind Haushalte in Hamburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Hier steigen die Abgaben 2023 um voraussichtlich 32 bzw. 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Vergleich der Netznutzungsentgelte für Gas in Deutschland 2022 und 2023

Quelle: CHECK24 Vergleichsportal Energie GmbH / Get AG

 

3. CO2-Bepreisung verteuert den Gaspreis kontinuierlich

Seit dem Abrechnungsjahr 2021 müssen Hausbesitzer durch die sogenannte CO2-Steuer zusätzlich mehr für Gas bezahlen. Diese hat die Bundesregierung als Teil des Klimapakets eingeführt, um die Kosten der schädlichen Klimaauswirkungen im Gaspreis zu berücksichtigen. Die Abgabe ist von den CO2-Emissionen abhängig und beträgt aktuell 30 Euro pro Tonne CO2 (ohne Mehrwertsteuer). Zum Vergleich: Eine Gasheizung stößt bei rund 5.000 verbrauchten Kilowattstunden Gas circa 1 Tonne CO2 aus. Das entspricht in etwa dem jährlichen Gasverbrauch eines 1-Personen-Haushalts. Eine 4-köpfige Familie verbraucht rund 20.000 Kilowattstunden Gas im Jahr und produziert rund 4 Tonnen klimaschädliches CO2 mit einer Gasheizung.

Für 2023 hat die Bundesregierung die Erhöhung der CO2-Steuer auf 35 Euro pro Tonne ausgesetzt. 2024 soll die Erhöhung dann wieder aufgenommen werden. Bis voraussichtlich 2025 steigt die CO2-Steuer auf 45 Euro pro Tonne an, bevor die Bundesregierung für 2026 einen Preiskorridor von 55 bis 65 Euro vorgibt. Der Gaspreis steigt allein dadurch um 0,50 bis 1,2 Cent pro Kilowattstunde im Jahr 2026. Die folgende Tabelle zeigt, wie sich das auf die Heizkosten eines Einfamilienhauses auswirkt.

Jahr CO2-Steuer

(in Euro pro Tonne)

CO2-Steuer Zusätzliche Heizkosten

(bei 20.000 kWh/a)

2021 25 Euro / Tonne CO2 0,50 Cent / kWh 100 Euro / Jahr
2022 30 Euro / Tonne CO2 0,55 Cent / kWh 110 Euro / Jahr
2023  ++ Erhöhung ausgesetzt ++
2024 35 Euro / Tonne CO2 0,64 Cent / kWh 128 Euro / Jahr
2025 45 Euro / Tonne CO2 0,82 Cent / kWh 164 Euro / Jahr
2026 55 – 65 Euro / Tonne CO2 1,00 Cent / kWh 200 Euro / Jahr

 

Die Mehrkosten für Hausbesitzer mit einem jährlichen Energieverbrauch von rund 20.000 Kilowattstunde belaufen sich auf etwa 100 bis 200 Euro im Jahr.

 

Erdgas im Preisvergleich: Wechsel prüfen

Ob sich ein Wechsel des Gasanbieters während der aktuellen Energiekrise lohnt, muss genau geprüft werden. Zunächst können sich Verbraucher noch auf ihre Preisgarantien im aktuellen Vertrag berufen. Läuft dieser aus, ist eine Preiserhöhung seitens des Gasanbieters aufgrund der deutlich gestiegenen Großhandelspreise unumgänglich. Achten Sie bei der Wahl Ihres neues Tarifs auf möglichst lange Preisgarantien bzw. kurze Vertragslaufzeiten und Kündigungsfristen. Ebenso sollten sich die finanziellen Hilfen der Bundesregierung in Form der Gaspreisbremse und reduzierten Mehrwertsteuer in Neuverträgen für 2023 wiederfinden.

 

Unser Tipp: Sonderkündigungsrecht nutzen

Grundsätzlich gilt: Bei einer Preiserhöhung haben Sie ein Sonderkündigungsrecht und können Ihren aktuellen Vertrag binnen kurzer Zeit kündigen. Wir empfehlen, dieses zu nutzen und den Gastarif, wenn möglich, zu wechseln. Möchten Sie langfristig sparen, sollten Sie sich günstige Angebote mit Preisgarantien sichern. Bekommen Sie aktuell eher schlechte Konditionen, bleiben Sie mit kurzen Vertragslaufzeiten flexibel.

 

Wie läuft der Wechsel zu einem neuen Gasanbieter ab?

Der Wechsel des Gasanbieters läuft ähnlich ab, wie der Stromanbieterwechsel. Anlaufstelle für einen Preisvergleich sind in der Regel die großen Gas-Preisvergleiche im Internet wie Verivox oder Check24. Aber auch örtliche Anbieter und mitunter auch der Grundversorgungstarif können in der derzeitigen Phase bessere Konditionen bieten als bundesweite Anbieter. Vor Vertragsabschluss ist es wichtig, das Kleingedruckte zu lesen. Neben dem Verbrauchspreis spielen auch die Laufzeit, die Kundenfreundlichkeit und die Preisgarantie eine wichtige Rolle. Die Verbraucherzentralen sind immer ein guter Ausgangspunkt für fundierte Informationen.

Mehr zum Thema durch Wechsel eines Gasanbieters Geld sparen.

 

Einfache Tipps helfen zusätzlich beim Energiesparen

Eine größere Unabhängigkeit von steigenden Gaspreisen bekommen Verbraucher auch mit einfachen Spartipps.

5 Tipps zum Alltagsverhalten

1. Effektiv lüften: Drei bis viermal täglich richtig lüften, alle Fenster öffnen und dabei die Heizkörper abdrehen. Das sorgt für gute Luft, ohne zu viel Energie zu verbrauchen.

2. Heizkörper freihalten: Möbel oder Vorhänge vor dem Heizkörper verhindern, dass Wärme im Wohnbereich ankommt. Halten Sie die Heizflächen frei, profitieren Sie bei geringeren Kosten von mehr Komfort.

3. Heizung steuern: Eine digitale Heizungssteuerung lernt Haus oder Wohnung kennen und steuert die Wärmeabgabe so, dass es immer warm genug ist. Dabei achtet sie auf einen geringen Verbrauch, um Heizkosten zu sparen.

4. Raumtemperatur einstellen: Ein Grad weniger lässt die Heizkosten im Bestand um durchschnittlich sechs Prozent sinken. Die optimalen Raumtemperaturen hängen von der Raumnutzung ab und liegen zwischen 16 und 24 Grad Celsius.

5. Heizung abdrehen: Drehen Sie die Heizung in ungenutzten Räumen herunter, um keine Energie zu verschwenden. Am besten funktioniert das, wenn die Türen zu diesen Räumen geschlossen bleiben.

10 Tipps um CO2 einzusparen

5 Do-it-yourself-Maßnahmen

1. Heizkörper entlüften: Luft im Heizkörper stört die Wärmeabgabe und sorgt für hohe Heizkosten, ohne Wärme abzubekommen. Das regelmäßige Entlüften der Heizkörper beugt dem vor.

2. Kellerdecke dämmen: Über den unbeheizten Keller geht viel Wärme verloren und die Böden im Erdgeschoss sind kalt. Abhilfe schafft eine Kellerdeckendämmung.

3. Rollladenkästen dämmen: Auch die Kästen alter Rollläden lassen viel Energie verschwenden. Die Dämmung der Rollladenkästen hilft, das zu verhindern und Heizkosten zu sparen.

4. Fenster abdichten: Mit der Zeit verlieren Dichtungen an Fenstern und Türen ihre Wirkung. Sie lassen viel kalte Luft herein, führen zu Zugerscheinungen und steigenden Heizkosten. Abhilfe sorgt das Abdichten oder Austauschen der Fenster.

5. Heizungsrohre dämmen: In kalten Kellern wirken ungedämmte Heizungsrohre wie Heizkörper. Die Dämmung der Rohrleitungen ist günstig und mit hohen Einsparungen verbunden.

 

Sparen durch Heizungstausch mit erneuerbaren Energien

Langfristig sparen können Sie auch mit einem Heizungstausch. Denn moderne Brennwertheizungen nutzen die eingesetzte Energie besser aus. Sie verbrauchen weniger und sorgen für sinkende Heizkosten. Noch höher ist der Preisvorteil, wenn Sie auch erneuerbare Energien einbinden. Kommt bei der Sanierung auch eine Solaranlage, eine Holzheizung oder eine Wärmepumpe ins Haus, übernimmt der Staat außerdem 20 bis 35 Prozent der anfallenden Kosten mit der hohen Förderung der Heizung. Sie machen sich unabhängig von fossilen Energieträgern und bekommen die Preisentwicklungen weniger zu spüren.


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