Wasserstoff hat Zukunftspotenzial. Daher hat die Bundesregierung 2020 die nationale Wasserstoffstrategie beschlossen. Mit ihr soll der CO₂-Ausstoß gesenkt werden – auch im Energiesektor. H2-ready-Gasheizungen weisen in dieselbe Richtung: Diese Gaskessel oder Gasthermen funktionieren reibungslos, auch wenn dem Erdgas bis zu etwa 20 Volumenprozent Wasserstoff beigemischt wird.

H2-ready: Bedeutung und Definition

Hinweis der Redaktion: mit der im Herbst 2023 verabschiedeten Novelle haben sich im GEG 2024 einige Vorgaben zur Nutzung von H2-ready-Gasheizungen geändert. Bitte werfen Sie einen kurzen Blick auf den verlinkten Artikel für die genauen Anforderungen zum Einsatz einer H2-ready-Heizung.

Laut einer Studie der Universität Köln könnte der stromnetzdienliche Einsatz von Wasserstoff unter Nutzung bereits vorhandener Infrastruktur, wie etwa Erdgasnetzen, schon heute sinnvoll sein. Doch was bedeutet H2-ready eigentlich? Diese Bezeichnung können Gasgeräte tragen, die imstande sind, zuverlässig mit Erdgas zu funktionieren, das einen Wasserstoffanteil von bis zu 20 Vol.-% (Volumenprozent) beinhaltet. Doch selbst dies ist noch blanke Theorie: Dem deutschen Erdgas werden (Stand 2020) weniger als 10 Vol.-% Wasserstoff beigemischt und das noch nicht einmal bundesweit. Lediglich in Untersuchungen wird Erdgas gezielt mit bis zu 23 Vol.-% Wasserstoff versetzt.

 

Durch Power-to-Gas wird das Gasnetz zur grünen Batterie der Energiewende
Durch Power-to-Gas wird das Gasnetz zur grünen Batterie der Energiewende | Grafik: DVGW

 

Vorteile von Wasserstoff als Energieträger zum Heizen: Grüner Wasserstoff wird CO₂-neutral hergestellt, Wasserstoff ist unbegrenzt speicherbar und transportierbar und Wasserstoff hat, verglichen mit Erdgas und Heizöl, die höchste Energiedichte.

 

Jedes Prozent, mit dem Erdgas durch Wasserstoff ersetzt wird, senkt die Abgasproduktion und den CO2-Ausstoß einer Gasheizung. Große Hersteller wie Viessmann oder Bosch sehen daher in allen neuen Gasbrennwertgeräten vor, dass eine Wasserstoff-Beimischung von mindestens 20 Volumenprozent völlig unproblematisch möglich ist.

 

Allerdings bedeutet H2-ready keinesfalls, dass es sich bei dieser Technik um vollumfänglich klimafreundliches Heizen handelt. Denn der Hauptenergieträger bei einer Heizung, die H2-ready ist, ist nach wie vor Erdgas. Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass es sich bei den Angaben um 20 Volumenprozent handelt der energetische Prozentanteil macht dann aber lediglich 3,4 Prozent aus.

 

  • Gut zu wissen: H2-ready ist nicht zu verwechseln mit einer Wasserstoffheizung beziehungsweise Brennstoffzelle.

 

Bedeutung von Volumenprozent: Vol.-% werden zur Angabe hoher Konzentrationen genutzt. Ein Volumenprozent entspricht zum Beispiel 10 Liter auf 3 m3. Also: 1 Teil einer Substanz in 100 Teilen Luft. Enthält das Erdgasgemisch also 20 Vol.-% Wasserstoff, so enthalten 100 Teile Erdgasgemisch 20 Teile Wasserstoff.

 

H2-Tanks neben Photovoltaik und Windkraft
Grüner Wasserstoff als wichtiger Part von H2-ready-Heizungen | Grafik: Adobe Stock/angkhan

 

Wie funktioniert eine Gasheizung, die H2-ready ist?

Die Voraussetzungen einer H2-ready Gasheizung umfassen, dass es sich zum einen um eine Gasbrennwertheizung handelt und zum anderen, dass das Modell mit bis zu 20 Vol.-% Wasserstoff betrieben werden darf. Die Gasheizung muss also das Zertifikat „H2-ready“ tragen. Es kann sich dabei sowohl um eine H2-ready-Brennwerttherme als auch um einen Kessel handeln.

Da das H2-ready-Gerät seinen Brennstoff weiterhin wie bisher aus dem Gasnetz bezieht, erfolgt dessen Verbrennung ebenso. In Untersuchungen konnte bereits nachgewiesen werden, dass es keinen Unterschied in der Funktion gibt, auch wenn Wasserstoff zugesetzt wurde. Auch ist keine Veränderung an Geräten und Anlagen erforderlich. An einer Beimischung von 30 Vol.-% bis 100 Vol.-% Wasserstoff wird derzeit geforscht.

Hilfreich für eine reibungslose Beimischung und Verbrennung von Wasserstoff mit Erdgas ist auch eine Funktion, die vor allem neue Gasbrennwertheizungen mitbringen. In sie ist eine Gaserkennung integriert, die auch die Flamme laufend analysiert. So kann sich das Heizungssystem besser an die Gasqualität anpassen.

 

H2-ready-Gasheizung: die Kosten

Für eine H2-ready-Gasheizung müssen Sie in der Anschaffung keine höheren Kosten fürchten als für eine reguläre Gasheizung gleich, ob es sich um einen Gasbrennwertkessel oder eine Gasbrennwerttherme handelt. Hintergrund ist, dass die führenden Hersteller von Gasheizungen H2-ready-Heizungen derzeit zum Standard machen. Daher ist jede neue Gasheizung H2-ready, ohne höhere Kosten zu verursachen.

Ein Nachteil ist allerdings, dass sich auch mit H2-ready die Kosten nicht durch eine Förderung senken lassen. Denn keine Form der Gasheizung ist mehr förderfähig. Selbst eine Gashybridheizung nur eingeschränkt, da nur der Anteil der erneuerbaren Energien eine staatliche Förderung erhält.

 

Überblick: Was kostet eine H2-ready-Heizung?

  • Gasheiztherme H2-ready: Kosten von etwa 4.300 bis 7.000 Euro
  • Gasheizkessel H2-ready: Kosten von etwa 5.200 bis 7.800 Euro
  • Umbaukosten bei Erneuerung der Gasheizung: etwa 2.500 Euro

 

Wie sieht es mit den laufenden Kosten einer H2-ready-Gasheizung aus?

Die laufenden Kosten einer H2-ready-Gasheizung lassen sich ebenso berechnen wie die einer Gasheizung, die nicht mit Wasserstoffanteilen betrieben werden kann. Laut Faustformel werden in einem Altbau etwa 130 bis 160 kWh/qm im Jahr benötigt. In einem gut gedämmten Neubau kann man hingegen von etwa 90 kWh/qm ausgehen.

 

Rechenbeispiel laufende Kosten H2-ready Gasheizung

Laut dem Vergleichsportal Verivox kostet im November 2022 eine Kilowattstunde Gas 17,79 Cent. Das Haus in diesem Beispiel ist ein Altbau mit 120 qm. Er benötigt pro Quadratmeter 130 Kilowattstunden pro Jahr.

120 qm * 130 kWh = 15.600 kWh/a

15.600 kWh * 0,1779 EUR = 2.775,24 EUR/a

In diesem Beispiel kostet das Heizen mit einer H2-ready Gasheizung pro Jahr etwa 2.775 Euro. Hinzu kommt die CO₂-Umlage. Diese beträgt 2022 30 €/t CO₂. Das bedeutet mit einer Gasheizung einen Aufschlag von 0,671 ct/kWh (brutto).

Es kommen also noch 15.600 kWh * 0,671 ct = 104,68 EUR an CO₂-Steuer hinzu.

  • Insgesamt kostet das Heizen mit einer H2-ready-Gasheizung in diesem Rechenbeispiel also rund 2.880 Euro pro Jahr.

 

Mit einer Förderung die Kosten senken?

Eine gezielte staatliche Förderung, wie sie beispielsweise für regenerativ betriebene Heizungssysteme vorgesehen ist, gibt es für Gasheizungen, die H2-ready sind, leider nicht. Dabei sprechen die Zahlen für sich: Fast die Hälfte aller deutschen Haushalte ist ans Gasnetz angeschlossen und nutzt Erdgas als Energieträger. Würde der erlaubte Wasserstoffanteil von 10 Vol.- % im deutschen Erdgasnetz flächenübergreifend genutzt werden, hätte man allein 2020 bis zu 6,5 Mio. t an CO₂-Emissionen einsparen können.

Dass es keine Förderungen als Kaufanreize gibt, ist schade, da doch die Nationale Wasserstoffstrategie und das DVGW-Zertifizierungsprogramm zeigen: Wasserstoff spielt bei der Energie- und Wärmewende eine zentrale Rolle und ist als Brennstoff attraktiver denn je. Viele größere Hersteller in der Branche rüsten ihre Gasbrennwertgeräte entsprechend nach, entwickeln innovative Wasserstoff-Heizungen und stellen sich somit für die Zukunft auf.

Fakt ist aber ebenfalls: Auch wenn bereits laut Regelwerk eine Wasserstoffbeimischung von bis zu 10 Vol.-% in Ortsnetzen erlaubt ist, wird diese Möglichkeit bislang allerhöchstens in Pilotregionen und lokalen Netzgebieten umgesetzt. Es geht also aktuell viel eher darum, sich eine H2-ready-Gasheizung zu kaufen, um in Zukunft auf die Wasserstoffwende vorbereitet zu sein.

Welche Hersteller bieten H2-ready-Gasheizungen an?

Gasheizungen, die mit reinem Wasserstoff betrieben werden, sind zum jetzigen Zeitpunkt lediglich Prototypen. Aber es gibt immer mehr Hersteller, die ihre Gasheizungen H2-ready gestalten und entsprechende Heizkessel im Angebot oder aktuell im Praxis-Test haben: zum Beispiel Bosch Thermotechnik, BDR Thermea, Viessmann und Wolf.

Hersteller Modell Hybridfähigkeit bzw. Umrüstungsmaßnahmen Aktueller Stand
Bosch Thermotechnik Hydrogen Ready

Zero-Carbon-Boiler

Umstellung auf reinen Wasserstoffbetrieb innerhalb kürzester Zeit möglich im Praxistest
BDR Thermea (Remeha) Remeha Hydra Betrieb mit 100 % Wasserstoffheizkessel im Praxistest
Viessmann Wasserstoff-Hybrid-Heizung

Vitomax (Industrie)

Umstellung auf reinen Wasserstoffbetrieb durch Brennertausch möglich

 

 

Heißwasser 100 % H2-read

Modelle auf dem Markt, die mit 20 bis 30 % H2 im Erdgas betrieben werden können

auf dem Markt

Wolf H2-ready-Gasbrennwertgeräte Umstellung auf den reinen Wasserstoffbetrieb bei den aktuellen Geräten noch nicht möglich ein Großteil der aktuellen Gas-Brennwertgeräte von Wolf trägt das DVGW Zertifizierungszeichen H2 20 %
Vaillant ecoTEC H2-ready für bis zu 20 % Wasserstoff auf dem Markt

 

Fazit und Ausblick

Grundsätzlich ist es ein guter Ansatz, anstelle von klimaschädlichem Erdgas Wasserstoff zum Heizen zu verwenden. Von besonderem Interesse sind dabei die Bemühungen der Hersteller, H2-ready-Heizungen zu entwickeln, die mit 100 Prozent Wasserstoff betrieben werden können. Die aktuell möglichen 20 Prozent sind einfach zu wenig, um von wirklich klimafreundlichem Heizen sprechen zu können. Hinzu kommt: In der Realität wird Wasserstoff zu maximal 10 Prozent dem Erdgas beigemischt und auch das nicht bundesweit. Bis zu diesem Punkt ist H2-ready leider überwiegend als Marketing-Instrument zu begreifen.

Sollte es aber dazu kommen, dass Gasheizungen, die zu 100 % H2-ready sind, zum Einsatz kämen, so stünde man vor dem nächsten Problem: Wasserstoff ist nur so lange klimafreundlich, wie es selbst zu 100 Prozent mit Erneuerbaren Energien hergestellt wird. Denn nur dann ist die Rede von „grünem Wasserstoff“. Von diesem gibt es aber leider zu wenig und er muss importiert werden. Eine Studie vom Institut der deutschen Wirtschaft kam gar zu dem Schluss, dass die Exportkapazitäten der betreffenden Länder auch dann nicht bis 2030 reichen würden, wenn sie ihre gesamten Wasserstoffproduktionen ausschließlich nach Deutschland liefern würden.

Auch laut der Deutschen Energieagentur dena ist es noch ein weiter Weg, den Aufbau einer tragenden Wasserstoffwirtschaft im Rahmen der Nationalen Wasserstoffstrategie (NWS) in Deutschland aufzubauen. Sollte es aber gelingen, so ist eine H2-ready-Gasheizung, die ihre möglichen 20 Prozent an Wasserstoffanteil voll ausschöpfen kann, sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung.

 

FAQ

Frage

Was kostet eine H2-ready-Gasheizung?

Antwort

Eine H2-ready-Gasheizung kostet genauso viel wie andere neue Gasheizungen auch: etwa zwischen 4.000 und 8.000 Euro.

Frage

Kann eine Gasheizung auch mit Wasserstoff betrieben werden?

Antwort

Ja, bis zu 20 Volumenprozent ist das bereits mit handelsüblichen Systemen möglich. An Gasheizungen, die mit bis zu 100 Prozent Wasserstoff heizen können, wird intensiv geforscht.

Frage

Ist meine Heizung H2-ready?

Antwort

Wenn Ihre Heizung H2-ready ist, dann trägt sie ein entsprechendes Siegel gemäß DVGW Standard ZP3100 vom Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW).

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