Wärmepumpen sorgen mit kostenfreier Umweltwärme und Strom oder Gas für angenehme Raumtemperaturen. Sie arbeiten effizient, energiesparend und umweltfreundlich, stellen dafür aber auch hohe Anforderungen an Gebäude. Diese müssen mit niedrigen Vorlauftemperaturen wohlig warm werden. Doch warum ist das so und wie bekommen Sie mit niedrigen Vorlauftemperaturen ausreichend Wärme in Ihr Haus? Wir geben Antworten und zeigen, welche Alternativen infrage kommen, wenn Sie die Vorgaben nicht erfüllen.

 

Vorlauftemperatur: Was ist das und wozu dient sie?

Geht es um die Wärmeverteilung in einem Gebäude, schicken Pumpen Heizungswasser vom Kessel zu allen angeschlossenen Heizflächen. Das Medium strömt mit der Vorlauftemperatur in das System ein. Es gibt Wärme an die jeweiligen Räume ab, bevor es mit einer niedrigeren Rücklauftemperatur wieder zum Kessel gelangt. Wie viel Wärme das Heizungswasser transportiert, hängt neben dem Volumenstrom auch von der Differenz zwischen Vorlauf- und Rücklauftemperatur ab. Je höher die sogenannte Spreizung ist, umso mehr Wärme gibt das Medium über Heizkörper oder Flächenheizsysteme an Ihr Haus ab.

 

Dämmung und Heizflächen beeinflussen den Wert

Wie hoch die Vorlauftemperatur einer Heizungsanlage sein muss, hängt im Wesentlichen von der Dämmung des Gebäudes und der Größe der Heizflächen ab.

Der Dämmstandard wirkt sich direkt auf die Wärmeverluste aus. Ist er besonders gut, geht nur wenig Energie verloren und die Heizung muss kaum etwas leisten. Ist der Dämmstandard hingegen ungenügend oder ist keine Dämmung vorhanden, steigen die Wärmeverluste. Die Heizung muss mehr leisten und die benötigte Vorlauftemperatur steigt.

Sind die Heizflächen klein, muss die Temperatur des Heizungswassers schneller steigen. Denn dann sind wärmere Oberflächen nötig, um ausreichend Wärme in das Haus einzubringen. Große Heizflächen wie Flächenheizsysteme kommen hingegen mit geringeren Vorlauftemperaturen aus, da sie Wärme großflächig an den Raum abstrahlen.

 

Heizkurve zum Einstellen der Vorlauftemperatur

Ganz gleich, ob es um eine Gasheizung oder um eine Wärmepumpe geht: Die Vorlauftemperatur verändert sich ständig. Denn auf diese Weise reagiert die Heizung darauf, dass die Wärmeverluste mit den Außentemperaturen steigen oder fallen. Die benötigten Werte verrät die sogenannte Heizkurve. Dabei handelt es sich um eine mathematische Funktion, die jeder Außentemperatur eine bestimmte Heizwassertemperatur zuweist. Sie lässt sich optimal an ein Gebäude anpassen und beeinflusst damit den Komfort sowie die Effizienz der Heizung.

Hat das Haus eine gute Dämmung und große Heizflächen, ist die Heizkurve tief und flach. Das heißt: Die Vorlauftemperaturen sind niedrig und steigen nur langsam an, wenn es draußen kälter wird. In unsanierten Altbauten ist die Heizkurve hingegen hoch und steil. Die Temperatur des Vorlaufs ist dabei grundsätzlich höher. Außerdem steigt sie schneller an, wenn die Außentemperaturen sinken.

 

Moderne Heizungen setzen auf Niedertemperatur

Bei vielen Heizkörperheizungen im Gebäudebestand erreichen die Vorlauftemperaturen Werte von 70 bis 90 Grad Celsius. Modernen Anlagen ist das zu viel. Diese arbeiten mit kühlerem Heizwasser besser. Während Brennwertthermen mit bis zu 60 Grad Celsius auskommen, setzen Wärmepumpen eine Vorlauftemperatur von maximal 50 bis 55 Grad Celsius im Dauerbetrieb voraus – optimal sind Wert von 30 bis 40 Grad Celsius. Grund dafür ist der technische Prozess, auf dem die Umweltheizungen basieren. Dieser nutzt ein Kältemittel, um Wärme aus der Luft, der Erde oder dem Wasser aufzunehmen. Das Medium verdampft dabei und strömt zu einem Verdichter. Hier steigt mit dem Druck auch die Temperatur, um Wärme auf das Heizungswasser übertragen zu können. Das geschieht im sogenannten Verflüssiger, an dem das Kältemittel allmählich in den flüssigen Zustand übergeht. Es entspannt sich, nimmt seinen Ausgangszustand wieder ein und strömt erneut zum Verdampfer, um wieder Umweltwärme aufnehmen zu können.

Wichtig zu wissen: Je niedriger die Vorlauftemperatur der Heizung ist, umso weniger Energie benötigt die Wärmepumpe, um Umweltwärme zum Heizen nutzbar zu machen. Experten gehen davon aus, dass die Leistungszahl (COP) mit jedem Grad Celsius weniger um 2,5 Prozent ansteigt. Gemeint ist damit der Temperaturhub, also die Differenz zwischen Quelltemperatur (Luft, Erde oder Wasser) und Vorlauftemperatur der Heizung.

 

Vorlauftemperatur der Heizung senken und sparen

Wer eine Wärmepumpe installiert und die Vorlauftemperatur im Bestand absenken möchte, hat verschiedene Möglichkeiten. Die folgende Übersicht zeigt, welche das sind:

  • Hydraulischer Abgleich: Die erste Möglichkeit stellt der hydraulische Abgleich Bei diesem stellen Fachhandwerker die gesamte Heizung so ein, dass alle Räume gleichmäßig mit Wärme versorgt werden. Zuvor unterversorgte Räume bekommen dadurch ausreichend thermische Energie und die Heizwassertemperatur lässt sich etwas absenken.
  • Heizkurve einstellen: Bei einer zu hohen oder zu steilen Heizkurve ist die Vorlauftemperatur ständig überhöht. Die Anlage bringt zu viel Wärme in das Haus ein und der Verbrauch steigt unnötig an. Indem Sie die Heizkurve richtig einstellen lassen, passen Sie die Leistung der Heizung an den Wärmebedarf im Haus an und reduzieren die Heizwassertemperaturen.
  • Neue Heizkörper: Zum gleichen Ergebnis führt auch die Installation neuer Heizflächen. Vor allem groß ausgelegte Heizkörper bringen dabei auch mit niedrigen Temperaturen ausreichend Wärme ins Haus. Genügt das nicht, stellen sogenannten Niedertemperatur- oder Wärmepumpenheizkörper eine Alternative dar. Diese verfügen über kleine Ventilatoren, die Raumluft durch die Heizplatten leiten. Das führt zu einer besseren Wärmeübertragung und ermöglicht, die Vorlauftemperaturen abzusenken.
  • Flächenheizsystem: Die meiste Wärme übertragen Flächenheizsysteme wie die Fußbodenheizung. Abhängig vom energetischen Zustand des Gebäudes kommen diese mit 30 bis 40 Grad Celsius im Vorlauf aus.
  • Wärmedämmung: Genügen die genannten Arbeiten an der Gebäudetechnik nicht, können Sie auch die Dämmung optimieren oder neue Fenster einbauen. Diese Maßnahme senkt den Wärmebedarf und damit auch die Vorlauftemperatur der Heizung.

Wichtig zu wissen: Wer zumindest einen der aufgeführten Tipps in die Tat umsetzt, kann staatliche Fördermittel beantragen. Diese gibt es über die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) in Form von Zuschüssen oder Sanierungsdarlehen. Bei der gleichzeitigen Installation einer Wärmepumpe liegt die Förderrate aktuell bei 35 bis 50 Prozent. Die Kosten für den hydraulischen Abgleich, den Einbau neuer Heizkörper sowie die Verlegung einer Flächenheizung lassen sich dabei als Umfeldmaßnahmen in die Förderung integrieren.

 

Technische Alternativen zur reinen Wärmepumpenheizung

Planen Sie eine Wärmepumpe und die Vorlauftemperatur der Heizung ist zu hoch, kommt eine Hybridheizung als Alternative infrage. Die Technik kombiniert neue sowie alte Öl- oder Gasheizungen mit der Wärmepumpe. Während die Wärmepumpe weite Teile des Jahres allein für warme Räume und warmes Wasser sorgt, springen Öl- oder Gasheizungen nur bei niedrigen Außentemperaturen ein. Sie übernehmen, wenn das Heizungswasser wärmer sein muss und sorgen zuverlässig für niedrige Heizkosten. Das Gute daran: Wie für eine Wärmepumpe erhalten Sie auch für eine Hybridheizung Fördermittel vom Staat.

 

Foto: fizkes – Adobe Stock