Mit dem Klimaschutzplan 2050 hat die Bundesregierung auch für den Gebäudesektor ehrgeizige Ziele gesteckt: Im Jahr 2030 sollen nur noch 70 bis 72 Millionen Tonnen CO2 ausgestoßen werden. Bis zum Jahr 2050 soll der CO2-Ausstoß gegenüber 1990 sogar um 80 bis 95 Prozent sinken. Aber wie sind diese Ziele zu erreichen? Womit heizen wir in Zukunft unsere Häuser und Wohnungen? Was müssen wir bis 2030 umsetzen, damit der Pfad in Richtung 2050 überhaupt realistisch ist? Antworten gibt Agora Energiewende mit der Studie “Wärmewende 2030“.

 

Die Wärmewende setzt auf drei Eckpfeiler

Um die Wärmewende zum Erfolg zu bringen, sind drei Bereiche besonders wichtig:

  • Energieeffizienz: Der Energiebedarf unserer Gebäude muss drastisch sinken. Neben der energetischen Sanierung eröffnen dabei auch Smart-Home-Lösungen große Potenziale, wie unser Beitrag zur Heiztechnik im Wandel zeigt.
  • Wärmenetze: Nah- und Fernwärmenetze müssen ausgebaut werden und auf Kraft-Wärme-Kopplung, Solarthermie, Tiefengeothermie sowie die industrielle Abwärmenutzung setzen.
  • Erneuerbare: Der Anteil erneuerbarer Energien zur Beheizung von Gebäuden muss steigen. Zum Einsatz kommen Wärmepumpen, Biomasse-Heizungen und Solarthermieanlagen.

Welchen Stellenwert die einzelnen Bausteine einnehmen, war jedoch lange Zeit unbekannt. Ein Grund, aus dem die Agora Energiewende wissenschaftliche Institute damit beauftragte, die Ansätze zu prüfen und Mindestniveaus für Schlüsseltechnologien festzulegen.

Die Ergebnisse zeigen, dass bei der Marktdurchdringung mit Wärmepumpen, dem Ausbau der Wärmenetze sowie bei der Rate der energetischen Sanierung noch deutlich nachgelegt werden muss. Anders lässt sich die Energiewende im Gebäudesektor aus heutiger Sicht kaum erreichen. Wir zeigen die Kernergebnisse der Studie im Überblick.

 

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Wärmesektor braucht einen Ölausstieg

Für Heizöl ist in einem klimaschonenden und kosteneffizienten Wärmesystem 2030 fast kein Platz mehr. Der Anteil von Erdgas zum Heizen wird sich bis 2030 kaum verändern. Wärmepumpen werden hingegen zur tragenden Säule. Sie müssen dann rund zwanzigmal mehr Wärme liefern als gegenwärtig. Außerdem steigt auch die Bedeutung der Wärmenetze, deren Reichweite bis 2030 zu verdoppeln ist. Wärme sollen diese dann klimaschonend mit Kraft-Wärme-Kopplung, Solarthermie, Tiefengeothermie und industrieller Abwärmenutzung bereitstellen. Insgesamt gliedert sich der Gebäude-Wärmemix im Jahr 2030 demnach auf:
•    40 Prozent Erdgas
•    25 Prozent Wärmepumpen
•    20 Prozent Wärmenetze

Mit Öl heizen wir 2030 hingegen kaum noch. Ein eindeutiger Trend in diese Richtung zeichnet sich übrigens schon heute ab. So zeigt die BDEW-Studie „Wie heizt Deutschland“, dass viele Ölheizer seit dem Jahr 2000 ihre Heizung umgestellt haben. Sie setzen heute vor allem auf Erdgas, Fernwärme und Wärmepumpen.

 

Sanierungsrate muss sich verdoppeln

Der klimagerechte Gebäudewärmeverbrauch ist im Jahr 2030 um 25 Prozent kleiner als 2015. Um das zu erreichen, muss die Sanierungsrate in Deutschland allerdings von einem Prozent auf mindestens zwei Prozent des Gebäudebestands ansteigen. Denn Altbauten, die vor der ersten Wärmeschutzverordnung (1979) errichtet oder saniert wurden, verursachen heute etwa zwei Drittel des Wärmeverbrauchs durch Wohngebäude in Deutschland. Nach einer umfassenden Sanierung erreichen diese hingegen nahezu Neubauwerte. Die Sanierung lohnt sich damit nicht nur für das Klima. Sie ermöglicht auch den Einbau effizienterer Heiztechnik und sorgt somit gleich doppelt für sinkende Heizkosten.
Der aktuelle Sanierungstrend zeigt allerdings nicht in diese Richtung. Bessere Fördermittel oder eine Bepreisung des CO2-Ausstoßes (die sogenannte CO2-Steuer) könnten das unter Umständen ändern.

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2050 sind bis zu 17 Millionen Wärmepumpen notwendig

Vor allem der Zubau an Wärmepumpen ist laut den Experten der Studie deutlich zu gering – nur etwa zwei Millionen Wärmepumpen werden nach derzeitiger Entwicklung bis 2030 installiert. Nötig wären jedoch 5 bis 6 Millionen. Um dahin zu gelangen, schlagen die Experten vor, Wärmepumpen künftig auch verstärkt in Altbauten einzusetzen. Funktionieren könnte das mit kompakten Hybrid-Heizungen, die zusätzlich auf Gasbrennwerttechnik setzen. Während die Wärmepumpe dabei die meiste Zeit des Jahres allein für Wärme sorgt, schaltet sich die Gasheizung nur an sehr kalten Tagen zu. Sie deckt damit die Spitzenlasten ab und ermöglicht einen rundum günstigen und effizienten Heizbetrieb.

Für eine klimafreundliche und kosteneffiziente Wärmeversorgung muss die Rolle der Wärmepumpen bis 2050 allerdings noch weiter wachsen: Etwa 10 bis 17 Millionen Wärmepumpen werden zur Wärmewende benötigt, zeigt die Studie der Agora Energiewende. Unterstützung bekommen Wärmepumpen dann von Umweltheizungen wie Solarthermie- und Biomasse-Anlagen sowie einem kleinen Anteil Gas. Letzteres stammt dann allerdings nicht mehr aus der Erde, sondern aus regenerativen Quellen, zum Beispiel durch Power-to-Gas-Anlagen. Durch ihren hohen CO2-Ausstoß kommen fossile Energieträger im Jahre 2050 hingegen nur noch selten zum Einsatz.

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Erneuerbarer Strom für die Wärmepumpen

Viele befürchten, dass der starke Zubau von Wärmepumpen das Stromnetz in Zukunft überlasten könnte. Dabei verbrauchen die Umweltheizungen gerade einmal ein Drittel der elektrischen Energie, die eine Heizung mit Gas aus Power-to-Gas-Anlagen benötigen würde. Denn die Herstellung des sogenannten EE-Gases erfolgt ausschließlich mit Strom aus erneuerbaren Energieanlagen.

Auch die Studie der Agora Energiewende hat untersucht, welche Anforderungen die zusätzlichen Wärmepumpen an das Stromsystem stellen. Das Ergebnis: Spitzenlasten ändern sich kaum, wenn die veralteten Nachtspeicherheizungen durch effiziente Heizungen ersetzt und die Wärmepumpen flexibel gesteuert werden. Um die Klimaziele für 2030 zu erreichen, ist es allerdings nötig, dass der Anteil von Strom aus erneuerbaren Energien schneller wächst als bislang geplant. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass bereits 2030 mindestens 60 Prozent des Stroms aus Erneuerbaren stammen müssen. Im Jahr 2018 lag der Anteil bei etwa 40 Prozent.

Die Studie “Wärmewende 2030“ wurde von den Fraunhofer-Instituten für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) sowie für Bauphysik (IBP) mit Unterstützung des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE), des Öko-Instituts und der Prognos AG im Auftrag von Agora Energiewende erstellt.

 

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