Barrierefreiheit ist nicht nur ein Thema für die ältere Generation, sondern bietet Komfort für alle Lebensabschnitte. Bei Fenstern ist eine einfache und leichte Bedienbarkeit wichtig; bei Fenstertüren eine breite und schwellenfreie Ausführung. Eine Automation der Fenster sorgt für bessere Lüftung, ausgefeilten Sicht- und Sonnenschutz sowie mehr Sicherheit.

Bei Fenstern und Türen ist Barrierefreiheit keineswegs selbstverständlich. Sie lassen sich möglicherweise nicht öffnen, wenn man im Rollstuhl sitzt. Vielleicht wurden Hebel zu hoch angebracht. Eventuell ist der fürs Öffnen erforderliche Kraftaufwand zu groß oder Balkontüren mit Schwelle bilden eine für Rollstuhlfahrer schwierige Hürde. Barrierefreie Fenster und Türen sorgen dafür, dass solche Probleme nicht auftreten und alle Funktionen nutzbar bleiben.

Für Türen bedeutet das: Sie lassen sich einfach finden, öffnen, schließen und als Außentür auch abschließen. Darüber hinaus müssen sie einen problemlosen Übergang zwischen Räumen beziehungsweise Räumen und Außenbereichen ermöglichen.

Barrierefreie Fenster sollten auch Menschen mit Einschränkungen einen Blick auf die Umgebung ermöglichen und sich ohne viel Kraftaufwand öffnen lassen: beispielsweise zum Lüften. Magnetsysteme für absenkbare Schwellen, spezielle Fenstergriffe für Rollstuhlfahrer, automatische Fenstersysteme: Hersteller bieten heute verschiedenste Lösungen an, mit denen sich Barrierefreiheit realisieren lässt.

Bodenschwellen an Fenstertüren müssen heute nicht mehr sein

Barrierefrei oder barrierearm sind zum Beispiel breite Fenstertüren oder Hebeschiebe-Fenster mit modifizierter Schwelle, die maximal 2 Zentimeter höher ist als der Belag vor und nach der Schwelle. Solche Fenstertüren stellen kein Hindernis mehr dar. Wichtig ist bei einer Beseitigung der Bodenschwelle auf eine rückstaufreie Entwässerung zu achten, damit auch bei Starkregen kein Wasser in die Wohnung laufen kann. Die Griffe sollten so angebracht sein, dass sie auch aus einer sitzenden Position heraus mit wenig Kraftaufwand zu bedienen sind.

Die Definition des Wortes „barrierefrei“ zeigt allerdings: Barrierefreiheit hat viele Aspekte. Sie muss eingeschränkte motorische Fähigkeiten ebenso berücksichtigen wie eingeschränkte Sinne (vor allem Augen, Ohren) und kognitive Einschränkungen.

Regeln definiert die Norm DIN 18040-2

Vorgaben für die Planung barrierefreier Wohnungen liefert Ihnen die Norm „DIN 18040 Barrierefreies Bauen – Planungsgrundlagen“. Teil 2 thematisiert Planungsgrundlagen in Wohnungen und unterscheidet teilweise zwischen „nur“ barrierefreier und rollstuhlgerechter Bauweise. Viele der dort aufgestellten Regeln für barrierefreie Fenster und Türen sind für motorisch eingeschränkte Personen gedacht. Allerdings bereitet mangelnde Barrierefreiheit bei Türen bisweilen auch sehbehinderten Menschen Probleme, die durch einige Vorgaben der Norm ebenfalls beseitigt werden.

Die DIN 18040-2 fordert unter anderem, Drückergarnituren sowohl für motorisch eingeschränkte als auch für blinde und sehbehinderte Menschen greifgünstig auszubilden. Drückergarnitur nennt man den zum manuellen Öffnen oder Schließen gebauten Teil einer Tür. Zu ihr kann das alltagssprachlich „Klinke“ genannte Türelement gehören. Bisweilen wird bei Türen zwischen barrierefreien und Nullbarrieretüren unterschieden. Bei Nullbarrieretüren (auch: Nullschwellentüren) müssen gehbehinderte Personen keinerlei Schwelle überwinden, während bei barrierefreien Varianten kleine Schwellen (max. 20 Millimeter) möglich sind.

Für barrierefreie Fenster existieren ebenfalls Vorgaben. So werden für Schlaf- und Wohnräume Fenster gefordert, die auch im Rollstuhl sitzenden Menschen einen Blick in die Umgebung erlauben. Darüber hinaus müssen Sie pro Raum mindestens ein Fenster einplanen, das für Menschen mit Handicap einfach zu öffnen ist. In barrierefreien Wohnungen für Rollstuhlfahrer darf sich der manuelle Fenstergriff zudem nur in einer Höhe zwischen 85 und 105 Zentimetern über dem Fußboden befinden. Eine Alternative sind automatische Fensteröffner.

Achtung: Statik beachten! Die Normwerte zeigen: Sie müssen Tür- oder Fensteröffnungen für den Einbau normgerechter barrierefreier Fenster und Türen unter Umständen vergrößern lassen. Das sollten Sie jedoch mit Fachleuten absprechen, da solche Umbauten die Statik des Hauses beeinflussen können.

Barrierefreie Fenster: technische Lösungen

Legt man die in der DIN-Norm beschriebenen Eigenschaften barrierefreier Fenster zugrunde, kommen für eine barrierefreie Wohnung nur Fenster mit niedriger Brüstungshöhe oder Bodenfenster infrage. Für ein vereinfachtes Öffnen und Schließen empfehlen sich elektrische (kabelgebunden oder mit Fernbedienung) oder automatische Fensteröffner, die sich – abhängig von Umgebungsfaktoren – selbstständig öffnen und schließen. Solche Anlagen können Sie auch nachträglich in Fenster einbauen lassen. Andere technische Elemente von Fenstern, die auf dem Markt als „barrierefrei“ angeboten werden, sind beispielsweise:

  • als Komfortbeschlag angebotene vergrößerte Fenstergriffe, die sich am unteren Teil des Fensterrahmens befinden und auch für Rollstuhlfahrer einfach bedienbar sind.
  • eine sogenannte Lüftungsfangschere. Mit ihr wird das Fenster zum Lüften seitwärts aufgedreht, was die erforderlichen Bedienkräfte reduziert.
  • Ein manuell bedienbarer und fest montierter Verlängerungsgriff, der für Rollstuhlfahrer ansonsten nicht nutzbare Bedienelemente erreichbar macht.

Barrierefreie Fenster besitzen neben der Barrierefreiheit natürlich weitere Eigenschaften, auf die Sie bei der Auswahl Wert legen können. Sie können sich unter anderem für barrierefreie Holz-, Aluminium- oder Holz-Aluminiumfenster entscheiden, besonders wärmedämmende Fenster auswählen sowie Varianten mit spezieller Einbruchshemmung, mit herausragenden Sonnenschutz oder Lärmschutzeigenschaften.

Barrierefreie Türen: Hier gibt es ebenfalls Innovatives!

Als barrierefreie Türen bieten Hersteller Ihnen unter anderem Türsysteme für ein berührungsloses Ver- und Entriegeln an. Auf dem Markt finden Sie beispielsweise Systeme mit Fingerscanner und einer VdS-Klassifizierung B (mittlere Einbruchshemmung)

Für Menschen mit einer Sehbehinderung empfehlen sich barrierefreie Türen mit kontrastreicher Gestaltung: Sie kombinieren beispielsweise ein helles Türblatt mit einer dunklen Türblattkante. Insbesondere in engen Wohnungen sind Raumspartüren interessant. Sie lassen sich von Rollstuhlfahrern einfach öffnen und falten sich dabei in der Mitte. Das gewährt eine größeren Bewegungsspielraum. Schiebetüren sind aber eine ebenso gute Option für große Bewegungsflächen, falls die räumlichen Gegebenheiten einen Einbau zulassen.

Das Thema Schwellenhöhe wurde bereits genannt: Für viele Zimmer- und Haustüren ist es irrelevant, da die ohnehin keine Schwellen besitzen. Bei Balkon- oder Terassentüren sieht die Sache anders aus. Aber auch hier gibt es innovative Lösungen.

Bei Terassentüren existieren spezielle Herausforderungen

Bei einer Balkon- oder Terassentür kann der Verzicht auf eine Schwelle im ungünstigen Fall auch der auf eine passende Abdichtung sein. Dann gelangen Regenwasser und Insekten relativ einfach ins Wohnungsinnere und Zugluft kann ebenfalls zum Problem werden. Eine Abdichtung ist also wichtig. Allerdings ist sie bei vielen Balkon- und Terassentüren so konstruiert, dass die Türe eine relativ hohe Schwelle besitzt. Das ist mit dem Wunsch nach Barrierefreiheit nicht vereinbar. Hilfreich sind Spezialsysteme.

Einen einfachen Schutz gegen Regenwasser bietet Ihnen zum Beispiel die Terassentür ohne Schwelle, aber mit Wassersammelrinne, über der sich ein Gitterrost befindet. Raffinierter sind magnetische Abdichtungssysteme. Jeweils ein Magnet befindet sich an der Türunterseite sowie in der Bodenschiene. Die sich öffnende Tür senkt den Magneten der Bodenschiene, sodass ein schwellenfreier Durchgang entsteht. Schließt man die Tür, ziehen die Magneten einander an, sodass der untere Türbereich optimal abgedichtet wird.

Was kosten barrierefreie Fenster und Türen?

Die Kosten für barrierefreie Fenster und Türen hängen natürlich von den Maßnahmen ab, die Sie ergreifen. Orientierungsangaben für Komplettpreise (Material+Arbeit) bietet Barrierefrei Leben e.V. Er veranschlagt für eine Türverbreiterung inklusive Türblatt und Zarge in einer Gipskartonwand (einfache Ausführung; 12 cm starke Wände) 400 Euro. Für dieselben Arbeiten bei Mauerwerk oder Beton müssen Sie mit höheren Preisen rechnen (750 bzw. 600 Euro).

Die Kosten für eine barrierefreie Tür mit elektrischem Antrieb können durchaus 2.000 Euro oder mehr erreichen. Knapp 150 Euro kostet dagegen die Beseitigung einer Türschwelle. Eine Schwellenüberfahrt ist gut 100 Euro teurer. Für den Einbau eines Isolierglasfensters mit Dreifachverglasung und tiefsitzendem Fenstergriff veranschlagt Barrierefrei Leben 450 Euro. Alle Angaben sind grobe Orientierungswerte, von denen konkrete Preise abweichen können.

Die KfW fördert Barrierefreiheit

Dem Thema Barrierefreiheit hat die KFW ein eigenes Programm gewidmet.

  • Für Arbeiten wie die Verbreiterung von Durch­gängen und den Einbau neuer Innentüren können Sie Gelder aus den Programmen „Barriere­reduzierung“ (Investitionszuschuss 455B) oder „Altersgerecht Umbauen“ (Kredit 159)“ beantragen. Das Programm 159 (Altersgerecht Umbauen – Kredit) stellt zinsgünstige Kredite für automatisierten Wohnkomfort und weniger Barrieren zur Verfügung. Das Programm 455 einen Investitionszuschuss für Barrierefreiheit mit Automation.
  • Falls Sie dagegen Fenster gegen barrierefreie Fenster tauschen möchten, steht für die KfW die Energieeffizienz im Vordergrund. Solche Maßnahmen fördert sie deshalb mit Programmen zum energieeffizienten Sanieren (151/152/430).

Weitere Ansprechpartner für Fördermittel können die Landesbanken oder die Pflegekasse sein, falls Sie einen Pflegegrad besitzen. Ebenfalls infrage kommen Sozialhilfeträger und kommunale Programme.

Automation der Fenster erleichtert das Leben

Barrierefreiheit und Wohnkomfort ergänzen sich bei einer Automation der Fenster optimal. Ob motorisierte Fenster, die sich per Knopfdruck automatisch öffnen und schließen oder elektrische Rollläden, Jalousien, Raffstores oder Plissees als Sichtschutz und Sonnenschutz. Die Steuerung per Knopfdruck vor Ort, per Fernbedienung oder via Smart Home von überall, bringt ein Plus an Wohnkomfort, das weder Jung noch Alt missen möchten. Mit Sensortechnik ausgestattete Fenster messen Temperatur, Luftfeuchtigkeit sowie CO2- Gehalt und sorgen für eine automatische Lüftung. Auch eine Verriegelung von Fenster sowie Fenstertüren kann automatisiert erfolgen und so den Einbruchschutz erhöhen.

Offen gelassene Fenster und Türen gehören damit der Vergangenheit an. Je mehr Fenster, Türen, Beleuchtung sowie Heizung miteinander vernetzt sind, desto mehr Bedienkomfort, Barrierefreiheit, Sicherheit und Energieersparnis. Soll die Automation der Fenster später erfolgen, lassen sich beispielsweise bei einer Dämmung der Fassade gleich elektrische Zuleitungen oder Leerrohre an jedes Fenster verlegen und so ohne großen Aufwand auch erst später automatisieren.

Quelle: Bosch Thermotechnik/VFF/DS
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