Sonnenschutzfenster gewinnen auch in Deutschland aufgrund wärmer werdender Sommermonate an Bedeutung. Moderne Sonnenschutzverglasung verhindert, dass sich Innenräume an heißen Tagen mit intensiver Sonneneinstrahlung zu sehr aufheizen. Sie trägt so zu einem angenehmen Raumklima bei.

Sonnenstrahlung ist mehr als sichtbares Licht

Die Sonnenstrahlung gliedert sich in das sichtbare Sonnenlicht, Infrarotstrahlung und UV-Strahlung.

  • Als Sonnenlicht wird der sichtbare Teil der Sonnenstrahlung bezeichnet. Er hat eine Wellenlänge zwischen 400 und 800 Nanometer (nm) und steht für etwa 52 Prozent der gesamten Sonnenstrahlung.
  • Bei ungefähr 44 Prozent der Sonnenstrahlung handelt es sich um Infrarotstrahlung mit einer Wellenlänge von 800 bis 1400nm. Menschen nehmen diese Strahlung als Wärme wahr.
  • UV-Licht in einer Wellenlänge von 100 bis 400nm macht etwa vier Prozent der Sonnenstrahlung aus .
Elektromagnatisches Spektrum
Übersicht mit sichtbarem Spektrum im Detail, Horst Frank / Phrood / Anony / CC BY-SA

Sonnenschutzglas soll an heißen Tagen mit intensiver Sonnenstrahlung vor allem wärmende Infrarotstrahlung abhalten und zugleich das Licht durchlassen. An kalten Wintertagen kann die Infrarotstrahlung dagegen erwünscht sein, weil sie die Heizung unterstützt. Bei der Auswahl von Sonnenschutzfenstern sollte man also zusammen mit Bauexperten eine gute Balance zwischen Lichteinstrahlung und Sonnenschutzfunktion finden.

Fenster lassen immer nur Teile der Sonnenstrahlung passieren

Kein Fenster lässt 100 Prozent der Sonnenstrahlung durch. Man spricht von Transmission, Absorption und Reflexion der Strahlung.

  • Absorption: Bei der Absorption nimmt Fensterglas einen Teil der Sonnenstrahlung auf und wandelt sie in Wärme um. Die erwärmte Scheibe gibt die Wärme dann zwar nach innen und außen ab. Allerdings erwärmt sich der Innenraum bei dieser sogenannten sekundären Energieübertragung weniger als bei einem Fenster mit höherer Transmission.
  • Reflexion: Durch Reflexion wird ein Teil der Sonnenstrahlung vom Fensterglas direkt zurückgestrahlt. Er trägt damit nicht dazu bei, dass sich das Rauminnere erwärmt.
  • Transmission: Einen Teil der Sonnenstrahlung lässt das Fensterglas ungehindert ins Rauminnere. Dieser Prozess wird Transmission genannt.

Sonnenschutzfenster reduzieren den aufheizenden Effekt der Sonne, indem sie einen größeren Teil der Infrarotstrahlung absorbieren oder reflektieren. Dadurch sinkt der Anteil der ins Rauminnere gelangten Strahlung.

Wie funktioniert ein Sonnenschutzfenster?

Früher haben Sonnenschutzfenster Infrarotstrahlung vor allem absorbiert. Diese Fenster besaßen gefärbte Glasscheiben und beeinträchtigten damit die Sicht. Bei moderner Sonnenschutzverglasung sind Glasscheiben dagegen häufig so beschichtet, dass sie einen größeren Teil der wärmenden Sonnenstrahlung reflektieren. Aufgebaut sind Sonnenschutzfenster ansonsten wie andere Fenster. In der Regel besitzen sie also eine Zweifach- oder gar Dreifachverglasung und hermetisch abgeriegelte Zwischenräume, die für eine verbesserte Wärmedämmung mit Luft oder Edelgas gefüllt sind.

Die Sonnenschutzfenster unterscheiden sich in der Art der Beschichtung und darin, welche Scheibe(n) wo (innen oder außen) beschichtet wurde. Hier setzen unterschiedliche Hersteller jeweils auf eigene Beschichtungen. Sie sollen möglichst wenig Wärme, aber möglichst viel Licht ins Innere lassen. Darüber hinaus sollen sie Farben beim Blick nach außen möglichst nicht verfälschen.

Neben den hier genannten Sonnenschutzfenstern gibt es heute „intelligente“ Fenster, welche die Nachteile von klassischem Sonnenschutzglas kompensieren. So besitzen manche Fenstergläser eine spezielle Nanobeschichtung für einen sogenannten „elektrochromen Effekt“. Durch elektrische Spannung erhält das Glas dann automatisch bei Bedarf eine blaue Färbung und absorbiert einen größeren Teil der Sonnenstrahlung.

Der Vorteil: Sie können die Sonnenschutzfunktion bei Bedarf zuschalten oder abschalten. Sie abzuschalten, ist beispielsweise im Winter nützlich, wenn die erwärmende Funktion der Sonne erwünscht ist.

Neben dem Sonnenschutzglas mit elektrochromer Funktion gibt es thermochrome und photochrome Verglasung. Die thermochrome Variante verändert ihre Eigenschaften automatisch, abhängig von der Temperatur. Photochromes Glas reagiert ebenfalls automatisch, allerdings auf die Stärke des UV-Lichtes.

Je mehr Fensterfläche, desto sinnvoller ist Sonnenschutzglas

Sonnenschutzverglasung bietet sich insbesondere für Räume mit großen Fensterflächen an. Sie heizen sich an warmen Tagen oft stark auf. Maßnahmen für einen sommerlichen Sonnenschutz sind für Räume mit großen Fensterflächen bei Neubauten laut Paragraf 3 (Absatz 4) der Energieeinsparverordnung (EnEV) sogar Pflicht. Erweitern Sie ein bestehendes Gebäude so, dass die „hinzukommende zusammenhängende Nutzfläche“ 50 Quadratmeter übersteigt, müssen Sie laut EnEV (Paragraf 9, Absatz 4) ebenfalls auf Sonnenschutz achten.

Wie gut wirkt Sonnenschutzglas?

Wie Sonnenschutzglas wirkt, wurde beispielhaft von einer Studie eines Ingenieurbüros beleuchtet. Geprüft wurde ein mit leichtem Sonnenschutzglas ausgestattetes Testwohnzimmer. In ihm herrschten während der Testphase in nur sieben Prozent der Nutzungszeit Temperaturen über 26 Grad. In einem Vergleichsraum ohne Sonnenschutzverglasung kam es in derselben Testphase in 22 Prozent der Nutzungszeit zu derartigen Temperaturen.

Man kann davon ausgehen, dass Sonnenschutzfenster an heißen Tagen die Raumtemperatur um bis zu fünf Grad Celsius reduzieren können.

Wichtige Kennwerte für Sonnenschutzfenster

Beurteilen können Sie die verschiedenen Eigenschaften eines Sonnenschutzfensters anhand verschiedener Kennwerte.

  • g-Wert (Gesamtenergiedurchlassgrad): Der g-Wert steht für die Sonnenenergie, die direkt (Transmission) und als sekundäre Wärmeenergieabgabe von außen nach innen dringt. Er nimmt theoretisch Werte zwischen 0 (0 Prozent) und 1 (100 Prozent) an, wird bisweilen aber auch als Prozentzahl (Werte von 0 bis 100) angegeben. Sonnenschutzglas hat meist einen g-wert von 0,18 bis 0,48, während eine Dreifachverglasung meist über 0,5 liegt.
  • U-Wert (Wärmedurchgangskoeffizient): Der U—Wert beschreibt die Wärmeenergiemenge, die durch das Fenster von innen nach außen entweicht. Für ein energieeffizient beheiztes Haus sollte der U-Wert möglich gering sein. Moderne Fenster mit guter Wärmedämmung haben heute Werte von weniger als 1,3 W/m²K und unterschreiten bisweilen die Marke von 1 W/m²K.
  • Lichtdurchlässigkeit (Lichttransmissionsgrad): Der Lichttransmissionsgrad in Prozent gibt den Anteil des Sonnenlichts an, das das Glas durchdringt. Je niedriger der Wert ist, desto mehr verdunkelt das Fenster den Raum. Bei modernem Sonnenschutzglas liegt der Lichttransmissionsgrad ungefähr zwischen 50 und 70 Prozent und damit etwas niedriger als der von Fenstern ohne Sonnenschutz.
  • B-Faktor: Der B-Faktor ist der Vergleich des g-Wertes einer beschichteten Sonnenschutzglases mit einem unbeschichtetem Glas, dessen g-Wert bei 80 liegt. Ein niedriger B-Faktor stehen für einen besseren Sonnenschutz.
  • Selektivitätskennzahl (Selektivität): Die Selektivitätskennzahl (S) beschreibt das Verhältnis der erwünschten Lichtdurchlässigkeit zum Gesamtenergiedurchlass durch das Fenster. Höhere Werte stehen für einen besseren Sonnenschutz. Ein Sonnenschutzfenster mit Top-Werten erreicht aktuell Werte über 2.
  • Farbwiedergabeindex: Dieser Kennwert mit der Einheit „RA“ gibt an, wie farbecht Sie Objekte hinter der Sonnenschutzverglasung sehen können. Der theoretisch mögliche Wert von 100 steht für 100-prozentige Farbechtheit.

Was kostet ein Sonnenschutzfenster?

Wie bei anderen Fenstern müssen Sie beim Einbau von Sonnenschutzfenstern zwischen den Material- und den Arbeitskosten unterscheiden. Bei den Materialkosten spielen viele individuelle Faktoren wie die Fenstergröße, die Fensterart (z.B. Aluminium oder Holz) und die gewünschten Eigenschaften des Glases eine Rolle. Bei einer Fenstersanierung können Sie bisweilen für den Austausch der Verglasung statt des gesamten Fensters entscheiden. Das ist günstiger als der Fenstertausch. Der Glasaustausch ist immer dann eine Option, wenn:

  • der bestehende Fensterrahmen intakt ist,
  • er die schwere Sonnenschutzverglasung tragen kann
  • und er mitsamt dem neuen Sonnenschutzglas die Wärmedämmanforderungen aus der Energieeinsparverordnung erfüllt.

Sind diese Voraussetzungen nicht gegeben, muss man sich für ein Komplettfenster (Rahmen und Sonnenschutzglas) entscheiden.

Im Handel erhalten Sie beispielsweise Fenster mit einem U-Wert von 1,1 W/m² K für 140 bis 200 Euro/m². Möchte man solch ein Fenster mit einem Sonnenschutzglas ausstatten, fällt ein Mehrpreis von 40 bis 60 Euro/m² an. Das sind allerdings nur Orientierungswerte, von denen konkrete Angebote abweichen können. Teurer sind beispielsweise intelligente Fenster. Teils müssen Sie zudem Zubehör für den Einbau des Fensters wie PU-Schaum oder Fugendichtband extra zahlen. In anderen Fällen ist solches Zubehör im Montagepreis für die Sonnenschutzfenster enthalten.

Fenstermontage

Die Kosten für die Fenstermontage werden oft als Preis pro laufendem Meter (lfdm) angegeben. Für den laufenden Meter zählt man die Länge der vier Fensterseiten zusammen. Ein 500 x 1000 Millimeter großes Fenster hat jeweils zwei Seiten mit 500 und 1000 Millimetern und kommt damit auf drei laufende Meter (2×500+2×1000).

Preise für Montagearbeiten liegen bei 20 bis 30 Euro/lfdm. Hinzu können beispielsweise Anfahrtskosten oder Kosten für die Entsorgung von Altfenstern kommen.

 

Fördermittel für Fensteraustausch sind möglich

Für einen Fensteraustausch können Sie Fördermittel beanspruchen. Ein Ansprechpartner dafür ist die KfW-Gruppe. Seit 2020 können Sanierungskosten auch steuerlich geltend gemacht werden. Mehr Informationen finden sich in unserem Artikel zur Fensterförderung.

 

Text: Bosch Thermotechnik GmbH
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