Ein perfekt konstruiertes Dach ist die Krönung Ihres Hauses, nicht nur optisch, sondern auch in Bezug auf statische Aspekte. Dem Dachstuhl gilt hinsichtlich Dichtigkeit und Stabilität deshalb besondere Aufmerksamkeit beim Hausbau. Die tragende Konstruktion sorgt für robuste Langlebigkeit und Belastbarkeit gegenüber Umwelteinflüssen und Witterungsbedingungen. Aber trotz aller Sorgfalt bei der Planung können nach einer gewissen Zeit Instandsetzungsarbeiten am Dach nötig werden. Wenn Sie Ihren Dachstuhl sanieren wollen, gibt es vieles zu beachten, damit das Ergebnis optimal ausfällt. Bei der Planung der Maßnahmen ist die gesamte Dachkonstruktion inklusive Dämmungssituation zu berücksichtigen. Aber woran erkennen Sie überhaupt, dass es Zeit wird, den Dachstuhl zu erneuern?

Ein intakter Dachstuhl bringt Stabilität ins Gebäude

Unter dem Dachstuhl versteht man die tragende Konstruktion unterhalb der äußeren Dachhaut. Es handelt sich sozusagen um das Skelett Ihres Daches. Es ist kein Zufall, dass man nach der Errichtung des Dachstuhles Richtfest feiert. Dieser ist von größter Bedeutung für die Statik des gesamten Hauses und sollte später von Zeit zu Zeit auf seinen intakten Zustand hin überprüft werden.

Denn im Dachstuhl wirken statische Kräfte, welche die Stabilität eines Hauses gewährleisten. Die Holzkonstruktion unterstützt die Sparren bei ihrer tragenden Tätigkeit und leitet die Belastungswirkung nach unten weiter. Dort werden die Kräfte von der Dachunterkonstruktion abgefangen.

Der Dachstuhl stellt also den stabilisierenden Unterbau der nach außen sichtbaren Dachhaut dar. Die Dachhaut besteht meist aus Ziegeln und schützt das Haus vor Wind und Wetter, sorgt insgesamt für Dichtigkeit. Obenauf finden sich heutzutage häufig zusätzliche Bauelemente wie beispielsweise Photovoltaik– oder Solarthermieanlagen. Der Dachstuhl hat also einige Lasten zu tragen und muss deshalb unbedingt immer gut in Schuss gehalten werden.

Was tun, wenn das nicht mehr der Fall ist? Welche Anzeichen sprechen dafür, dass Sie Ihren Dachstuhl sanieren müssen? Wann ist eine komplette Erneuerung notwendig?

Dach unter Beobachtung: Wann Sie Ihren Dachstuhl sanieren sollten

Verlieren Sie den Zustand Ihres Daches niemals aus den Augen und achten Sie auf folgende Indikatoren:

  • Spätestens ab einem Alter von 50 Jahren lohnt es sich, die Trägerbalken regelmäßig auf Risse zu untersuchen. Dadurch könnte die Dachstabilität gefährdet auf Dauer sein. Je früher Sie kleinste Schäden entdecken, desto einfacher die Sanierung.
  • Dachstuhlelemente wie Sparren, Stützen und Pfetten sollten ab einem gewissen Alter auch regelmäßig auf ihre Tragfähigkeit hin überprüft werden. Besteht an einer Stelle Zweifel an der Belastbarkeit von Elementen, müssen Sie diese umgehend austauschen.
  • Sind Sie nicht sicher, ob der Austausch einzelner Elemente ausreicht, ziehen Sie einen Experten zurate. Dieser kann am besten beurteilen, ob Sie Ihren ganzen Dachstuhl erneuern müssen, ob eine Dachsanierung ausreicht oder es mit dem Austausch fehlerhafter Einzelteile getan ist.
  • Sägemehlspuren deuten auf einen Befall mit Holzwürmern hin. Stellen Sie diese Schädlinge im Dachgebälk fest, können Sie sicher sein, dass Sie alsbald Ihren Dachstuhl sanieren lassen müssen.
  • Aber nicht nur Insekten fühlen sich im Oberstübchen Ihres Hauses heimisch, auch Nager oder Vögel richten sich dort mitunter gemütlich ein. Solche Schädlinge machen sich meist durch Geräusche bemerkbar, vor allem nachts treiben sie ihr hörbares Unwesen. Bei der Dachinspektion sollten Sie auf Kötel achten, die größere Schädlinge hinterlassen.

Nicht nur alte Dächer sind sanierungsbedürftig

Nicht allein bei sehr alten Häusern kann es nötig werden, den Dachstuhl zu sanieren. Auch Neubauten tragen manchmal nach schweren Sturmereignissen oder durch unerwünschte tierische Mitbewohner so tiefgreifende Schäden davon, dass man den Dachstuhl erneuern muss. In der Regel nagt jedoch das Alter am Zustand des Daches, jahrelang wirkende Witterungseinflüsse wie starke Temperaturschwankungen, schwere Schneemassen, große Regenmengen oder aggressive Unwetter können der tragenden Konstruktion mit der Zeit arg zusetzen.

Auch Schimmelbildung oder Undichtigkeiten beeinträchtigen die Funktion des in die Jahre beziehungsweise Jahrzehnte gekommenen Dachstuhles. Denn die Dämmung ist eine besonders sensible Schwachstelle im Dachgerüst. Bestehen hier Defizite, die man nicht früh genug entdeckt, führt die eintretende Feuchtigkeit mit der Zeit zu Schimmel im Gebälk. Ist der Prozess schon zu weit fortgeschritten, müssen Sie den gesamten Dachstuhl erneuern, um die Stabilität des Hauses auf Dauer zu gewährleisten.

Einen Sonderfall stellt die Dacherneuerung bei Asbestbelastung dar. Wurde dieser Baustoff im Dach Ihres Hauses verwendet, reicht es nicht mehr aus, den Dachstuhl zu sanieren. Das gesundheitsgefährdende Asbest verlangt besondere Sorgfalt bei den Bauarbeiten und vor allem bei der Entsorgung der Altlasten. Schon bei der Probenentnahme sind strenge Vorsichtsmaßnahmen zu beachten, damit keine Asbestfasern in die Atemluft gelangen. Haben Sie den Verdacht, dass in Ihrem Dach Asbest verbaut wurde, sollten Sie deshalb unbedingt einen ausgewiesenen Experten mit der Prüfung beauftragen. Dieser kann Sie gegebenenfalls auch bezüglich der notwendigen Maßnahmen und der Entsorgungsvorschriften beraten.

Wie kann man einen Dachstuhl sanieren?

Haben Sie festgestellt, dass an Ihrem Dach stabilisierende Arbeiten notwendig sind, wenden Sie sich am besten gleich an einen Fachmann. In diesem sensiblen Bereich sollten Sie keinesfalls selbst Hand anlegen.

Im ersten Schritt wird ein Statiker den Dachstuhl inspizieren und eventuelle Schäden einschätzen. Im Zuge dieses Kontrollgangs können Sie den Statiker auch gleich hinsichtlich eventueller Erweiterungsmaßnahmen im Dachbereich befragen. Schränken Balken die Kopfhöhe dort beispielsweise durch Balken ein, weiß der Fachmann Rat, wo und wie Balken abgefangen beziehungsweise versetzt werden könnten, um unterm Dach Raumhöhe zu gewinnen.

Klären Sie gleich zu Beginn relevante Fragen, die für Art und Umfang der Sanierungsmaßnahmen von Bedeutung sein könnten. Wird der Dachstuhl beispielsweise als Wohnraum genutzt, oder handelt es sich um unbeheizten Lagerraum? Im ersten Fall muss der Dachstuhl entsprechend gedämmt sein, ansonsten kann sich die Dämmebene auch in der Decke befinden.

Legt man einen älteren Dachstuhl mit Sparren von 12 bis 14 Zentimetern Stärke zugrunde, dessen Ziegel von innen sichtbar sind, gilt folgendes:

  • Heute ist eine Sparrenstärke von 22 bis 24 Zentimetern üblich. Daher empfiehlt sich eine Abdeckung der Ziegel, die vorhandenen Sparren sollten voll gedämmt werden. Für die dann noch fehlende Dämmstärke können Sie eine Aufsparrendämmung verwenden.
  • Unterhalb der Dachziegel sollte man auf der Dämmung eine Dachbahn verlegen. Darauf befestigt man dann zur Aufnahme der Dachdeckung die Lattungen.
  • Die Dampfsperre bringt man dann von innen unter den Sparren an.

Kosten und Förderungsmöglichkeiten

Wenn Sie einen Dachstuhl sanieren hängen die Kosten in erster Linie vom Aufwand ab. Die günstigste Variante besteht im Ersetzen einzelner Bauteile, müssen Sie das gesamte Dach sanieren, kommen schon höhere Kosten auf Sie zu. Eine komplette Dacherneuerung ist eine kostspielige Angelegenheit und muss in Relation zum Wert des Gebäudes entschieden werden. Das gilt insbesondere bei älteren Häusern.

Diese Kostenfaktoren müssen Sie bei der Planung berücksichtigen:

Sanierungsmaßnahme Kosten (Brutto)
Abriss des alten Dachstuhls 5.000 Euro
Erneuerung des Dachstuhls 5.000 bis 10.000 Euro
Erneuerung der Dämmung 4.000 bis 15.000 Euro
Neue Dacheindeckung 10.000 bis 15.000 Euro

Diese Aufstellung bezieht sich auf eine Dachgröße von etwa 120 Quadratmetern. Wie Sie sehen, können die Preise stark variieren, eine günstige Angelegenheit ist die Dachsanierung jedoch auf keinen Fall. Je größer das Dach, desto teurer werden die Maßnahmen. Es bestehen jedoch Fördermöglichkeiten nach ELR oder KfW. Die reine Erneuerung des Dachstuhles fördern diese zwar nicht, aber für das gesamte Projekt inklusive neuer Dämmung und Eindeckung können Sie Gelder beantragen. Voraussetzung für die Bewilligung einer Förderung ist die Energieeffizienz-Verordnung, an deren Grenzwerte Sie sich bei Ausführung der Arbeiten halten müssen.

Es gibt Zuschüsse für einzelne Sanierungsmaßnahmen, darüber hinaus gewährt die KfW Kredite zu günstigen Konditionen in Höhe von bis zu 50.000 Euro. Beim BAFA können Sie zudem Fördergelder von bis zu 20.000 Euro für Solarthermieanlagen beantragen.

Wenn Sie sich einen genauen Überblick über die möglichen Fördergelder für die Sanierung bekommen möchten, empfehlen wir Ihnen unseren Beitrag Förderung Sanierung.

 

Text: Bosch Thermotechnik GmbH
Foto: Gina Sanders, Adobe Stock