An der Zuleitung zum Haus endet die behördliche Kontrolle unseres Trinkwassers. Durch Leitungen, Armaturen oder Wasserfilter im Haus können gesundheitsgefährdende Schadstoffe wie Blei, Kupfer oder Nickel ins hauseigene Trinkwasser gelangen, aber auch Bakterien. Immer wieder in den Schlagzeilen: Legionellen, die gefürchteten Krankheitserreger. Wir informieren über Legionellen und zeigen Ihnen, was Sie auch im Ein- oder Zweifamilienhaus dagegen tun können.

 

Energiesparen ist prinzipiell eine gute Sache. Möglichst wenig Wasser verbrauchen und die Temperatur des Warmwassers senken, sind deshalb naheliegende Aktivitäten. Viele Menschen tun dies, ohne von den Gefahren zu wissen. Denn Legionellen lieben warmes Wasser und gedeihen bei Temperaturen zwischen 15 und 50 Grad bestens. Durch entsprechende Vorsichtsmaßnahmen lässt sich eine Vermehrung der Legionellen vermeiden. So haben Legionellen ab einer Wassertemperatur von etwa 60 Grad keine Überlebenschance.

 

Was sind Legionellen?

Legionellen, wissenschaftlich Legionella pneumophila, sind bewegliche Stäbchenbakterien. Sie kommen im Grundwasser vor und können sich, allerdings in sehr geringer Konzentration, auch im gelieferten Trinkwasser des Wasserversorgers befinden. Legionellen sind in der Regel nicht schädlich, wenn man diese trinkt oder isst. Gefährlich wird es, wenn Legionellen eingeatmet werden. Zum Beispiel durch vernebeltes Wasser aus Duschen, Luftbefeuchtern, Wasserhähnen und Klimaanlagen. Das kann im ungünstigsten Fall zu einer Infektion mit der gefährlichen Legionärskrankheit führen.

Legionellen
Foto: Der Blick auf Legionellen durch ein Mikroskop. Quelle: psdesign1 – Fotolia.com

 

Wie und wo verbreiten sich Legionellen?

Legionellen benötigen den geeigneten Nährboden, um sich auszubreiten. Die besten Wachstumsbedingungen finden sie in Wasserleitungen mit stehendem, warmem Wasser zwischen 25 und 45 Grad. Die meisten Legionellen finden sich dann immer in den letzten Metern vor der Entnahmestelle. Eine ideale Brutstätte sind oft unbekannte „tote“ Leitungen in Altbauten, durch die kein Wasser mehr fließt. Für Legionellen anfällig sind sogenannte T-Installationen, in denen das Wasser lange in den einzelnen Leitungsabschnitten stehen kann. Im Vergleich dazu zirkuliert in Ringinstallationen das Warmwasser und spült so die Leitungen immer wieder durch. Ein weiteres Risiko stellen überdimensionierte Warmwasserspeicher dar, in denen das Wasser zu lange steht.

 

Welche Erkrankungen können durch Legionellen entstehen?

Eine Infektion mit Legionellen kann unterschiedliche Erkrankungen auslösen:

  • Das Pontiac-Fieber ist eine mildere Verlaufsform der Legionellen-Infektion und gut behandelbar. Betroffene haben Symptome wie bei einer Grippe. Typisch sind Fieber, Unwohlsein, Kopf- und Gliederschmerzen, auch Brustschmerzen und Husten. In der Regel klingt die Erkrankung von selbst innerhalb von zwei bis fünf Tagen wieder ab. Bis zu 100.00 Menschen erkranken jährlich in Deutschland daran.
  • Die Legionärskrankheit ist eine schwere Form der Lungenentzündung und kann sogar tödlich verlaufen. Meist haben die Betroffenen Brust- und Kopfschmerzen, Husten, Schüttelfrost und hohes Fieber, teilweise auch mit schweren Verwirrtheitszuständen. Die Lungenentzündung verläuft häufig schwer und dauert etwa vier Wochen. Sie fordert in Deutschland ähnlich viel Opfer jährlich wie der Straßenverkehr

 

Schon eine geringe Keimzahl, die eingeatmet wurde, kann schwere Erkrankungen verursachen. Hierbei sind vor allem ältere Menschen, Menschen mit einem geschwächten Immunsystem oder chronischen Krankheiten sowie Babys gefährdet. Liegt eine hohe Keimzahl vor, können sich aber auch gesunde Menschen mit einer Legionellose infizieren.

 

Fachleute gehen davon aus, dass die Legionärskrankheit 15.000 bis 30.000 Mal pro Jahr in Deutschland auftritt.

 

Bei welcher Temperatur sterben Legionellen ab?

Legionellen fühlen sich am wohlsten bei Temperaturen zwischen 25 und 55°C. Am schnellsten vermehren sie sich in stehenden Gewässern mit Wassertemperaturen von 35 bis 45 °C.
Legionellen sterben ab bei ca. 60°C. Ab dieser Temperatur kann sich der Erreger nur noch schwer vermehren.

 

Was können Sie gegen Legionellen tun?

Um sich vor Legionellen zu schützen, gibt es viele Möglichkeiten:

  •    Am einfachsten ist den Legionellen beizukommen, wenn die Systemtemperatur der hauseigenen
       Warmwasserbereitung nicht unter 60 Grad heruntergefahren wird. Ab dieser Temperatur kann
       sich der Erreger nur noch schwer vermehren
  •    Am Warmwasseraustritt sollten Temperaturen von 60 Grad ankommen. Bei zirkulierendem
       Warmwasser sollte die Rücklauftemperatur nicht unter 55 Grad liegen
  •    Damit sich warmes Wasser bis zum Wasserhahn nicht schon in der Leitung zu weit abkühlt,
       kann eine nachträgliche Wärmedämmung der Leitungen und Armaturen sinnvoll sein
  •    Nach längerer Abwesenheit, beispielsweise nach einem Urlaub, ist es ratsam alle Leitungen gut
       durchzuspülen und die ersten Liter einfach abzulassen. Beim ersten Duschen einige Minuten das
       heiße Wasser laufen lassen. Dabei die Fenster öffnen und das Badezimmer verlassen
  •    Wasserhähne und Duschköpfe regelmäßig reinigen und entkalken
  •    Überdimensionierte Warmwasserspeicher – beispielsweise wenn sich die Anzahl der im
       Haushalt lebenden Personen verringert hat – lassen sich durch einen Fachbetrieb nachträglich an
       den tatsächlichen Bedarf anpassen
  •    Ideal ist die Umrüstung der Warmwasserbereitung auf eine Frischwasserstation. Hier wird das
       frische Trinkwasser mittels Wärmetauscher im Durchflussprinzip „just in time“ auf die notwendige
       Temperatur gebracht, also nicht mehr vorgehalten
  •    Eine Legionellenschaltung durch einen Fachbetrieb einbauen: Hierdurch wird, in der Regel 1 Mal
       pro Woche, das komplette Trinkwasser in den Leitungen und, falls vorhanden, im
       Warmwasserspeicher auf über 70 Grad erhitzt. Das schmeckt den Legionellen gar nicht
  •    Gewissheit über einen eventuellen Befall schafft ein Legionellen-Wassertest, bei dem
       Wasserproben an ein Labor eingeschickt und analysiert werden. Die Kosten hierfür starten ab
       etwa 40 Euro

 

Was fordert der Gesetzgeber?

Laut Trinkwasserverordnung von 2011 sind viele Hausbesitzer gesetzlich verpflichtet, ihr Trinkwasser mindestens alle drei Jahre durch eine Fachfirma untersuchen zu lassen. Ansonsten droht ein saftiges Bußgeld. Der Gesetzgeber hat hier einen Grenzwert von 100 Legionellen pro 100 Milliliter Trinkwasser festgelegt. Bei Überschreitung des Grenzwerts muss das Gesundheitsamt informiert werden.

 

Doch wen genau trifft die Trinkwasserverordnung?

Sie gilt für alle Wohngebäude, in denen zentrale Warmwasserspeicher oder Durchlauferhitzer mit einem Volumen von mehr als 400 Litern in Betrieb sind. Ebenso für Wohngebäude, in denen die Wasserleitungen zwischen dem zentralen Wassererwärmer und dem am weitesten entfernten Wasserhahn ein Volumen von über 3 Litern fassen. Das ist ab einer Rohrlänge von etwa 15 Metern der Fall. Die Prüfpflicht gilt damit für fast alle Mehrfamilienhäuser. Ausgenommen sind nur Mehrfamilienhäuser mit einer dezentralen Warmwasserbereitung sowie Ein- und Zweifamilienhäuser. Aber auch bei diesen muss laut Verordnung das Trinkwasser so beschaffen sein, dass durch seinen Genuss oder Gebrauch eine Schädigung der menschlichen Gesundheit insbesondere durch Krankheitserreger nicht zu befürchten ist.

 

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Foto: Daniel Krason – Fotolia.com